Klare Kante für Heimat in einer offenen Gesellschaft

Der BUND HEIMAT UND UMWELT in Deutschland, dem wir durch unsere Mitgliedschaft im Westfälischen Heimatbund angeschlossen sind, rief kürzlich in einer Resolution dazu auf, Haltung für die Heimat zu zeigen.

Den folgenden Ausführungen schließen wir uns als „Unsere Mitte Steigerturm e.V.“ ausdrücklich an. Wir möchten nicht für ein ausgrenzendes Heimatverständnis vereinnahmt werden und werden niemals dulden, dass Menschen diskriminiert werden, nur weil sie nicht hier geboren worden sind. Der Steigerturm ist vielmehr ein Ort der Begegnung für Menschen jeglicher Herkunft, die in unserer Mitte Heimat suchen.

Wir, die Heimat- und Bürgervereine in Deutschland, sind in Sorge um ein demokratisches und solidarisches Heimatverständnis. Es gibt kaum ein Thema, das so viele Emotionen in der politischen Debatte auslöst wie die Diskussion um einen zeitgemäßen Heimatbegriff sowie die Frage nach Heimat und Identität.

Heimat ist ein Begriff, der ein kollektives Gefühl ausdrückt, aber gleichzeitig für jeden etwas anderes bedeutet und individuell interpretiert wird. Heimat kann etwa kulturelle Zugehörigkeit sein, das Aufgehobensein bei Familie und im Freundeskreis, ein konkreter Ort oder ein Lebensgefühl. Der Heimatbegriff mit all seinen Facetten erlebt eine Renaissance auf allen Ebenen.

Unser heutiger Heimatbegriff hat sich bewusst und dezidiert gegen den Missbrauch des Begriffs im Nationalsozialismus entwickelt. Als Begriff sicher offen für viele subjektive Färbungen, ist der Heimatbegriff aber nicht geeignet, um andere zu diffamieren. Heimat entsteht durch das inspirierte Mit-Tun vieler; geprägt vom Mut, sich selbst an kulturelles und gesellschaftliches Wirken heranzuwagen, gleich welchen Geschlechts, welcher ethnischen oder sozialen Herkunft, welcher Religion oder Weltanschauung.

Seit geraumer Zeit wird leider wieder versucht, den Heimatbegriff für politische Zwecke zu missbrauchen und so Personen und Gruppen auszugrenzen. Von einem derart diskriminierenden Heimatbegriff distanzieren wir uns nachdrücklich. Unser Heimatbegriff ist untrennbar verknüpft mit einer offenen, liberalen, freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft auf der Basis der Verfassungen von Bund und Ländern. Er kann nicht in eine Richtung festgeschrieben werden, sondern ist offen für Wandel und Interpretation und steht für Respekt vor dem Anderen in seiner Würde und seinen Rechten. Mit der Einengung des Heimatbegriffs würde uns allen unsere jeweils individuelle Heimat genommen.

Wie wichtig eine klare Haltung für einen modernen Heimatbegriff ist, zeigen uns die Ereignisse der letzten Wochen. So wurden bereits im Vorfeld der Europawahl am 26. Mai 2019 einmal mehr Begriffe wie „Heimat” gegen Europa in Stellung gebracht, obwohl „Heimat” und „Europa” keine Gegensätze sind, sondern im Zusammenklang die Gestaltung unserer Zukunft erst ermöglichen und bereichern.

Die Ermordung Dr. Walter Lübckes am 2. Juni 2019 steht in diesem Zusammenhang und hat uns tief erschüttert. Dr. Lübcke hat uns für das Land Hessen bei unserer letzten BHU-Jahrestagung 2018 in Kassel nicht nur begrüßt, sondern angeregt mit uns diskutiert über die Bedeutung gesellschaftlichen Zusammenhalts und den wichtigen Beitrag, den ein modernes, zukunftsgewandtes Heimatverständnis hierzu leisten kann. Ausdrücklich hat er darauf gedrungen, klare Haltung zu zeigen. Denn eine Gesellschaft funktioniert nur gut, wenn ihre Bürgerinnen und Bürger friedlich und respektvoll zusammenleben. Die Basis hierfür ist das Bekenntnis zu gemeinsamen Werten, die auf unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung beruhen, aber auch auf den sozialen Regeln des Miteinanders, der Verbundenheit mit dem Gemeinwesen. Verfolgt man die aktuellen öffentlichen Diskussionen, so steht leider auch zu befürchten, dass ein rückwärtsgewandter Heimatbegriff bei den kommenden Landtagswahlen wiederum zur Ausgrenzung genutzt werden wird.

Deswegen rufen wir dazu auf: Überlassen wir die Sprache nicht den Gegnerinnen und Gegnern einer offenen Gesellschaft, denn Worte prägen das Denken. Aus diesem Grund warnen wir eindringlich davor, diese manipulative Umwertung des Heimatbegriffs durch extremistische und populistische Gruppen hinzunehmen. Bereits heute sind solche Begriffsdeutungen in die Mitte der Gesellschaft gedrungen und belasten das gemeinschaftliche Klima. Wir setzen uns mit unseren Mitgliedern vor Ort aktiv dafür ein, Zusammenhalt zu stärken und unsere offene und pluralistische Gesellschaft zu bewahren sowie unsere freiheitlich demokratische Grundordnung als für alle rechtlich verbindlichen Rahmen unseres Zusammenlebens zu schützen.

In diesem Sinne werden wir eine klare Haltung für Heimat zeigen!

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Die “klare Kante”, die der Text gegen den Missbrauch des Heimatbegriffs und damit auch für ein offenes, tolerantes Heimatgefühl im Kleinen, aber verankert in unserem gemeinsamen Europa, in aller Deutlichkeit zum Ausdruck bringt, ist richtig und ganz, ganz wichtig. Diese Haltung muss daher öffentlich gestützt werden und das so oft und so offen wie möglich … was ich hiermit als Neumitglied von “Unsere Mitte Steigerturm” aus tiefer Überzeugung mit Freude und Dank für die Initiative sehr gerne tue!

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